Lebendes-Licht.de
  • Astrologie
  • Spiritualität
  • Magie
  • Heilkunde
  • Meditation
  • Anderes
Home  /  Meditation • Spiritualität  /  Der Yoga des Sehens
Meditation
20. Januar 2019

Der Yoga des Sehens

redaktion

Subjektive visuelle Lichterscheinungen spielen seit alters her eine wichtige Rolle im spirituellen Streben der Menschen. In der christlichen Kultur sind sie insbesondere aus den Visionen von Mystikerinnen und Mystikern bekannt. Hier werden sie als gnadenvolles Zeichen von Gott begriffen. Dass Lichterscheinungen auch Teil einer kontemplativen Praxis sein können, wie das Taborlicht im byzantinisch-orthodoxen Hesychasmus, ist eine Ausnahme.

Anders im indischen Yoga. Zwar wird der Yoga eher mit dem inneren Hören (Om, Nada Yoga) als mit dem inneren Sehen in Verbindung gebracht. Doch zentrale Yogatexte wie die Yoga Upanishaden, die Hathayogapradipika und die Gheranda Samhita messen mit Shambhavi Mudra und Taraka auch dem Sehen eine wichtige Rolle zu. Shambhavi Mudra ist eine bestimmte Augenstellung, meist zur Mitte der Augenbrauen oder auch zur Nasenspitze. Durch diese Mudra können innere Lichter gesehen werden. So heißt es beispielsweise in der Pradipika:

„Wer mit halb geschlossenen Augen und ruhigem Geist, die Augen auf die Nasenspitze gerichtet, Sonne und Mond zur Auflösung bringend durch regungslosen Zustand, der erreicht den strahlenden, vollkommenen Samen von allem in der Form eines Lichtes, die höchste Wahrheit, jenen Ort der erhabensten Realität“ (4, 41).

Oft erscheinen diese Lichter als runde leuchtende Kugel oder Scheibe. Gemäß der Sandilya Upanishad soll der Yogi während Pranayama „seinen Blick in die Richtung der Nasenspitze lenken und dabei mit seinen Augen die Mondscheibe, aus der Nektar fließt, in der Mitte der Augenbrauen sehen“ (I, 5, 2). Die Gorakshashataka berichtet von der „Gottheit ähnlich einer glänzenden Perle in der Mitte beider Brauen“ über die der Yogi meditiert, während er seinen Blick auf die Nasenspitze gerichtet hält (84). Und in der Gheranda Samhita heißt es:

„Führe Shambhavi Mudra (Blick zum Punkt zwischen den Augenbrauen) aus und nimm den Atman wahr. Sobald du das Brahman in einem Punkt (Bindu) siehst, richte den Geist darauf“ (7, 7).

Dieses Licht zwischen den Augenbrauen wird mitunter „Taraka“ genannt. In der Mandalabrahmana Upanishad heißt es, der Yogi soll „auf das Taraka blicken. Denn dies sei „das Brahman, das in der Mitte der Augenbrauen in der Form eines Glanzes der Höchsten Existenz, Bewusstsein und Glückseligkeit gesehen wird“ (II 3-4). Der Blick auf die Stelle zwischen den zwei Augenbrauen kann also als Taraka Yoga bezeichnet werden. Dieser Yoga ist sowohl körperlich wie geistig. Es ist ein inneres Sehen, bei dem sich Auge, Geist und Selbst miteinander verbinden. Die Augen können dabei geschlossen, halb geöffnet oder auch ganz geöffnet sein – die Mandalabrahmana Upanishad rät jedoch zum „Vollmond-Sehen“, d.h. zum Sehen mit ganz offenen Augen. Wenn der Yogi durch Taraka Yoga ein Leuchten vor der Stirn sieht, wird er selbst diese leuchtende Form und damit ein Vollendeter (Siddha).

Wie lässt sich dieses innere Licht aus einer modernen westlichen Perspektive begreifen, die Wissenschaft und Spiritualität versöhnt? Durch die Praktiken des Schamanismus, der Mystik oder des Yoga – Konzentration, Meditation, Atemübungen und Ekstasetechniken – treten innere Erscheinungen allmählich in den Vordergrund. Im Fall des Sehsinnes sind es sog. entoptische Erscheinungen – d.h. im inneren unseres Sehnervensystem erzeugte Erscheinungen –, die stets da sind, aber üblicherweise nicht gesehen oder nicht beachtet werden. Eines dieser Phänomene sind die im Blickfeld schwimmenden transparenten Punkte und Fäden. In der Augenheilkunde sind sie als Mouches volantes bekannt und werden als Glaskörpertrübungen begriffen. Doch wer sie über längere Zeit konzentriert beobachtet, erkennt sie als klare und leuchtende Kern-Umkreis-Strukturen. Ihre Leuchtkraft und Größe kann sich in intensiveren Bewusstseinszuständen zusätzlich steigern. Daher nenne ich sie die „Leuchtstruktur des Bewusstseins“. Was wir also ständig in unserem Blickfeld haben und vielleicht sogar als Störung empfinden, können wir beispielsweise durch Yoga zu leuchtenden Sonnen- und Mondscheiben, Perlen und Bindus entwickeln. Das Licht, das wir dann im Außen sehen, ist ein Ausdruck des Lichts im Innen.

Ein Text von Floco Tausin, www.mouches-volantes.com, Autor des Buchs „Mouches Volantes – Die Leuchtstruktur des Bewusstseins“ (Leuchtstruktur Verlag, Bern 2010, Paperback, 376 Seiten, Genre: Belletristik/mystische Erzählung).

Bild: Bigstockphoto.com / Mo_Ali

Previous Article Geistiges Heilen: So wirkt ein Handaufleger
Next Article Das Horoskop als Schauspiel des Lebens

Related Posts

  • Feuerritual mit positiver Wirkung – Agnihotra

  • Sich in Gedanken verlieren – Sie sind viel mehr als die Stimme in Ihrem Kopf

Neueste Artikel

  • Raumclearing: So befreien Sie Ihr Zuhause von negativen Energien mit Teslaplatten 5. März 2019
  • Geomantie der neuen Zeit und Feng-Shui 8. Februar 2019
  • Die Akasha-Chronik: das Buch des Lebens 6. Februar 2019
  • Feuerritual mit positiver Wirkung – Agnihotra 28. Januar 2019

Beliebte Artikel

  • Raumclearing: So befreien Sie Ihr Zuhause von negativen Energien mit Teslaplatten 5. März 2019
  • Was bedeutet das Krokodil in der Traumdeutung? 6. Juni 2017
  • Welche Sternzeichen passen zueinander? 6. Januar 2017
  • Mystisch, faszinierend und klug – die Eule als Krafttier 7. Januar 2018

Zufällige Artikel

  • Basenbildende Lebensmittel: Ein Überblick 12. März 2015
  • Das Venusjahr 2018 7. November 2018
  • Sri Aurobindo: der Begründer des Integralen Yoga 3. Januar 2019
  • Die Macht der Ritualmagie: Das Schutzritual 8. Mai 2016

Lesetipps Astrologie

  • Geburtshoroskop erstellen: Ein innovatives Werkzeug in Coaching und Beratung
  • Chinesisches Horoskop: Das Tierkreiszeichen der Ziege
  • Fische-Mann erobern: So geht er ins Netz
  • Welche Sternzeichen passen zueinander?

Lesetipps Spiritualität

  • Energieblockaden lösen durch Chakrenreinigung
  • Erinnerungen an ein anderes Ich: Rückführung in ein früheres Leben
  • Mystisch, faszinierend und klug – die Eule als Krafttier
  • Wie geht eine schamanische Seelenrückholung vonstatten?

Lesetipps Heilkunde

  • Geistiges Heilen: So wirkt ein Handaufleger
  • Körpermeridiane in der traditionellen chinesischen Medizin
  • Schwermetalle effektiv und natürlich ausleiten
  • Rechtsdrehendes Wasser – Nutzen und Herkunft
  • Mit Lu Jong und Kum Nye zu achtsamer Entspannung: Tibetisches Heilyoga
  • Silberwasser ganz einfach selbst herstellen
  • Basenbildende Lebensmittel: Ein Überblick

Andere Lesetipps

  • Hellsehen mit der Wahrsagerkugel 7. Januar 2019
  • Flötenarten: Traditionelle Entspannungsmusik mit der indischen Bansuri-Flöte 17. Dezember 2018
  • Numerologie – die Namenszahl und ihre Besonderheit 25. September 2018
  • Transsurfing: Das Gedankenportal zur Realitätssteuerung 29. Juli 2018
  • Keltisches Kreuz: Ausführliche Antworten auf Ihre Fragen im Tarot 5. Mai 2018
  • Liebeszaubersprüche – mit Hokuspokus zum Traumpartner? 7. Oktober 2017
  • Was bedeutet das Krokodil in der Traumdeutung? 6. Juni 2017
  • Die Macht der Ritualmagie: Das Schutzritual 8. Mai 2016
  • Wasseradern im eigenen Haus abschirmen 12. September 2015
© Copyright 2019. Impressum. Rechtliches. Datenschutz.