Vielleicht haben Sie schon davon gehört, dass das Jahr 2018 als „Venus-Jahr“ bezeichnet wird. Genauer gesagt, dauert das Venus-Jahr vom 20. März 2018 bis einschließlich 20. März 2019, wobei am 20. März 2019 um 23.00 MEZ Merkur die Herrschaft übernimmt.
Aber wie kommt es, dass ein Jahr ein Venus-Jahr ist, das nächste ein Merkur-Jahr und das übernächste ein Mond-Jahr?
Nun, diese Zuordnungen sind der chaldäischen Reihe gedankt. Diese wird auch die Sieben-Zonen-Aufteilung genannt und bezieht sich auf die sieben in der antiken Welt bekannten Planeten (Uranus, Neptun und Pluto wurden ja bekanntermaßen erst in der Neuzeit entdeckt). Diese Reihe geht von den Umlaufzeiten der Planeten um die Sonne aus, sie beginnt mit Saturn (Umlaufzeit ca. 29,5 Jahre), setzt sich fort mit Jupiter (Umlaufzeit ca. 12 Jahre), Mars (687 Tage), Erde=Sonne im astrologischen geozentrischen Weltbild (365 Tage), Venus (224 Tage), Merkur (88 Tage) und endet mit dem Mond (27,5 Tage). Nach 7 Jahren beginnt alles von vorne.
Die chaldäische Reihe ist auch im allgemeinen Gebrauch der Namen unserer Wochentage zu finden. Die Reihenfolge orientiert sich hier jedoch nicht nach den Umlaufzeiten der Planeten, sondern daran, welcher Planet bei Sonnenaufgang der jeweilige Stundenherrscher ist. Das ist am Montag beispielsweise der Mond, am Dienstag (französisch mardi) Mars, am Mittwoch (frz. mercredi) Merkur, am Donnerstag (ital. giovedi) Jupiter, am Freitag (ital. venerdi) Venus, am Samstag (engl. Saturday) Saturn und am Sonntag – klarerweise die Sonne.
Und warum beginnen diese Planetenjahre am 20./21. März und dauern dann ein Jahr? Ganz einfach, weil am 20./21. März das astrologische Jahr beginnt, und zwar mit der Frühlings-Tagundnachtgleiche (Äquinox) bzw. mit dem Eintritt der Sonne in das Widder-Zeichen, was auch astronomisch den Frühlingsbeginn markiert.
Ein Venusjahr stellt sicher etwas Besonderes dar, verbinden wir doch mit der Venus vor allem Liebe, Schönheit, Harmonie und Frieden. Und wer sehnt sich nicht danach? Es ist nicht verwunderlich, dass auch der Planet Venus etwas von diesen Eigenschaften widerspiegelt: Sie ist nach Sonne und Mond der am hellsten leuchtende Himmelskörper, ist von der Erde aus gesehen nie weiter als höchstens 47 Grad von der Sonne entfernt und wird, je nach ihrer Stellung zur Sonne, als Morgenstern oder Abendstern bezeichnet.
Im ersten Fall geht sie am östlichen Himmel vor der Sonne auf, befindet sich also im Tierkreis vor ihr in Richtung Aszendent (also z.B. Sonne in Stier, Venus in Widder); im zweiten Fall geht sie am westlichen Himmel nach der Sonne unter, befindet sich im Tierkreis also hinter ihr (z.B. Sonne in Stier, Venus in Krebs). Wenn sie näher als ungefähr zehn Grad bei der Sonne steht, ist sie für das menschliche Auge nicht mehr zu erkennen – sie gilt als „verbrannt“.
Die Schönheit und Harmonie drückt sich nicht nur durch das stahlend helle Leuchten am Himmel aus, sondern auch durch ihre fast kugelrunde (harmonische) Form und ihre fast kreisförmige Bewegung um die Sonne. Und noch eine Besonderheit gibt es: Bei ihren Begegnungen mit der Sonne alle 584 Tage (synodischer Umlauf) formt sie im Lauf von 8 Jahren ein beinahe regelmäßiges Pentagramm am Himmel, das eine gewisse Ähnlichkeit mit den Blättern einer Rose darstellt, wenn man die fünf erdnächsten Punkte miteinander verbindet, die die Venus in diesen acht Jahren erreicht. So wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen dem Liebesplanet und der „Königin der Blumen“, die gerne als Liebesgabe verschenkt wird.
Die Venus-Stellung im Horoskop
In unserem Geburtshoroskop symbolisiert Venus den Bereich unserer Persönlichkeit, der für das Bedürfnis nach Ausgleich und Gemeinsamkeit steht, für das Bestreben, Brücken zu schlagen und Gegensätze auszugleichen, sie verkörpert im Horoskop die Kontakt-, Liebes- und Beziehungsfähigkeit und öffnet unsere Augen für Schönheit und unser Empfinden für Liebreiz, Charme, Anmut, Höflichkeit und Taktgefühl. Sie ist ein ausgesprochen weibliches und erotisches Prinzip und entspricht dem Teil in uns, der sich nach einem Du sehnt, Beziehungen sucht und schafft und sich für alles Schöne im Leben öffnen und es genießen kann. Die Venus in uns wählt aus der Vielfalt der Menschen und Dinge diejenigen aus, die zu uns passen und uns gut tun.
Venus beherrscht zwei Zeichen, Stier und Waage. Stier verkörpert die irdischere, materielle und sinnliche Seite der Venus. In diesem Bereich (d.h. dem Haus, an dessen Spitze das Zeichen Stier steht) versuchen wir unsere physischen oder instinkthaften Bedürfnisse am unmittelbarsten zu befriedigen. Im Waage-Haus hingegen wollen wir romantische und ästhetische Ideale von Liebe, Gerechtigkeit und Ausgewogenheit erfüllen und suchen nach dem Wahren, Guten und Schönen im Leben.
So können wir auch für das noch verbleibende Venus-Jahr versuchen, Liebe, Schönheit, Kunst und Harmonie in unserem Leben Raum zu geben, das Miteinander zu suchen, statt das Gegen-Einander, aber nach Begegnung und Austausch in einer Beziehung wieder zu uns selbst zurück zu finden. Denn nicht das Sich-Verlieren ist der Auftrag der Venus, sondern das Erlernen von Selbstliebe und Abgrenzung, um ins Gleichgewicht zu kommen und dem Partner ein gleichwertiges Du zu sein, dem wir aus unserer eigenen Fülle wieder Liebe geben können.
Ein Text von Sigrid Farber, Astromaster®, diplomierte Astrologin in Wien, www.astro-farber.at
Bild: Bigstockphoto.com / Sergey Nivens